Mitarbeitende die sich für mehr soziale Ziele in ihrem Unternehmen einsetzen, sind oft mit Rückschlägen und Widerstand konfrontiert. Deshalb kann es hilfreich sein, sich mit Gleichgesinnten aus anderen Unternehmen zu vernetzen, um sich gegenseitig zu unterstützen.

Angesichts unserer großen gesellschaftlichen Herausforderungen haben immer mehr Menschen das Bedürfnis, einen Beitrag zur Veränderung – beispielsweise hin zu mehr Nachhaltigkeit – in ihren eigenen Organisationen zu leisten. Auch wenn Sie nicht in Führungspositionen sind, können Sie durch gezielte Strategien Veränderungen anstoßen. In früheren Beiträgen habe ich beschrieben, wie man als Mitarbeiter*in Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen „verkaufen kann“ (Issue Selling), wie man bestehende Materialien wie beispielsweise ein zwar verschriftlichtes aber ungelebtes Unternehmensleitbild als Hebel für Veränderungen nutzen kann („Papier ist nicht immer nur geduldig“) und wie man sich für typische Argumente gegen Veränderungen im Nachhaltigkeitskontext wappnen kann (4 Kommunikationsstrategien, die Nachhaltigkeit verhindern). Trotzdem liegt es in der Natur der Sache, dass Mitarbeiter*innen, die sich für Veränderungen einsetzen, mit Widerständen und Rückschlägen konfrontiert sind. Deshalb kann es aus mehreren Gründen sehr hilfreich sein, sich mit Gleichgesinnten aus anderen Organisationen zu vernetzen.

1.) Aus den Erfahrungen anderer lernen

Wenn man die eigene Organisation verändern will, kann es nicht nur sehr interessant sein, zu lernen, was bei anderen funktioniert hat, sondern auch, was nicht funktioniert hat. Berichte über Rückschläge in einem Unternehmen können helfen, dieselben Fehler in anderen Unternehmen zu vermeiden oder neue Strategien zu entwickeln. Basierend auf den Erfahrungen in unterschiedlichen Organisationen können Best Practices, Checklisten (z.B. zur Vorbereitung einer Informationsveranstaltung zum Thema) und Materialien (z.B. E-Mail Vorlagen mit Anschreiben zum Thema) erarbeitet werden, die andere dann wieder in ihren jeweiligen Kontexten verwenden können. 

2.) Beispiele für radikalere und weniger radikale Vorgehensweisen sehen

Mitarbeiter*innen können in ihren Veränderungsinitiativen von moderat (z.B. ansprechen bestimmter Themen in Sitzungen) bis hin zu radikal (z.B. aktives boykottieren bestimmter Veranstaltungen) variieren. Ein Austausch über den jeweiligen Ansatz steigert potenziell die Kreativität: „Moderate“ Personen können sich von radikaleren Ansätzen inspirieren und ermutigen lassen; „radikale“ Personen können von moderaten Ansätzen lernen, wie Veränderungsinitiativen in Unternehmen anschlussfähig gemacht werden können.

3.) Sich gegenseitig helfen, Stagnation zu vermeiden

In vielen Fällen ist es so, dass es Mitarbeitenden gelingt, eine Maßnahme (z.B. für mehr Nachhaltigkeit) im Unternehmen anzustoßen, dass danach aber das Interesse und die Motivation der Stakeholder in der Organisation nachlassen – die Veränderungsinitiative stagniert. Es kann dann für engagierte Mitarbeiter*innen schwierig sein, dran zu bleiben und die Veränderungsenergie aufrecht zu halten. Ein regelmäßiger Austausch mit Gleichgesinnten über Organisationsgrenzen hinweg kann helfen, diese Stagnation zu überwinden und sich gegenseitig immer wieder für Veränderungsinitiativen zu motivieren.

4.) Solidarität stärken und emotionale Unterstützung bieten

Mitarbeiter*innen die sich für soziale Veränderungen (z.B. hin zu mehr Nachhaltigkeit) einsetzen, müssen sich oft exponieren und machen sich dadurch angreifbar. Die negativen Reaktionen, mit denen sie dann häufig unter anderem konfrontiert sind, können Ärger, Scham oder sogar Angst auslösen. Darüber hinaus birgt der langsame Fortschritt, der oft typisch für solche Veränderungen ist, ein Burnout-Risiko. Ein Netzwerk von Personen in anderen Organisationen, denen es ähnlich geht, kann diese negativen Emotionen abfedern. Das in solchen Netzwerken oft entstehende Gefühl der Solidarität kann als soziale Ressource auch Burnout entgegen wirken.

5.) Gemeinsam die „soziale Bewegung“ ausweiten

Der Austausch im Netzwerk fördert Innovation: Strategien von anderen werden kopiert, angepasst, oder weiterentwickelt; durch das Entwickeln von Best-Practices und gemeinsamen Materialien steigt die Chance, dass das, was funktioniert über Organisationsgrenzen hinweg weiter verbreitet wird. Schritt für Schritt können dadurch Dinge, die zuerst in Unternehmen als freiwillige Maßnahmen eingeführt werden (z.B. Ermöglichen von Dienstreisen per Zug trotz Mehrkosten) zu Regeln und Quasi-Standards über Unternehmensgrenzen hinweg werden (z.B. Dienstreisen unter 500km verpflichtend per Zug).

Fazit

Wenn Sie sie sich als Mitarbeiter*in für soziale Ziele wie mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen einsetzen, versuchen Sie, gleichgesinnte außerhalb Ihrer eigenen Organisation zu finden. Der Austausch im Netzwerk fördert nicht nur Lernen und Innovation sondern kann auch helfen, mit Rückschlägen umzugehen oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen.

Quelle:

de Jordy, R., Scully, M., Ventresca, M. J., & Creed, W. E. D. (2020). Inhabited ecosystems: Propelling transformative social change between and through organizations. Administrative Science Quarterly, 65(4), 931–971.

Dieser Beitrag erschien zuvor in leicht modifizierter Form unter https://wissensdialoge.de/vernetzen-sie-sich/

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